PIC DE COMAPEDROSA 2939m - HÖCHSTER BERG ANDORRAS (19.10.2013)  5


Startpunkt Arinsal (1.570m)
Endpunkt La Massana (1.230m)
Tourcharakter Bergtour
Tourlänge 10h 00min
Entfernung 20,0km
Höhenmeter 1.550m
Karte
Besteigungen Pic de Coma Pedrosa (2.943m) 19.10.2013
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Pünktlich um acht Uhr morgens standen mir am Hotel-Frühstücktbuffet in La Massana und stärkten uns für den langen Tag. Das Hotel bot eine grosse Auswahl an Leckereien so dass es uns an Nichts fehlte. Die Strecke zum Ausgangspunkt am oberen Dorfrand Arinsal war kurz und wir konnten gleich am Beginn des Wanderweges unser Mietauto parkieren. Um 9:20 Uhr begannen wir mit dem Aufstieg über ein Fahrsträsschen bis zum Eingang zum Nationalpark. Das aufsteigende Strässchen liegt in einem schönen Bergwald, doch das war nur der Anfang! An der Parkgrenze beginnt der mässig steile Bergweg zur Refugi de Comapedrosa, welcher durch einen sehr eindrücklichen, uralten Bergwald, immer etwa dem Riu de Pedrosa entlang führt. Die Laubbäume und der Unterwuchs leuchteten in kräftigen Herbstfarben und die Aussicht weitete sich mit jedem Höhenmeter. Die Berghütte liessen wir linkerhand liegen und wanderten oberhalb der Baumgrenze über eine Hochebene wo sich der angekündigte Wind langsam bemerkbar machte. Nach dem Flachstück wurde das Gelände wieder steiler und führte bald im Zickzack vorbei an den kleinen Seen Basses d'Estany Negre (2590m) zum Fuss des Südwestgrates. Hier rasteten wir zum zweiten Mal auf unserem Aufstieg an einer etwas windgeschützten Stelle. Da der Aufstieg über den Grat nun etwas steiler und ausgesetzt wird, sollte André voraus laufen um sein Tempo zu bestimmen da er von uns am wenigstens Bergerfahrung hat. Dies ging bis 100 Höhenmeter unter dem Gipfel gut. Er meinte dann, dass es mit dem Wind, der in Böen bis 50km/h blies, für ihn zu schwierig sei. Ausserdem verliessen ihn dabei leider langsam die Kräfte. So entschieden wir, dass ich und Richard weiter aufsteigen werden und André zurück gehen würde. Geplant war nun, dass wir uns wieder im Grenzpass Portella de Baiau (2757m) auf der Grenze von Andorra zu Spanien treffen würden. Wohl besser wäre es gewesen einfach an der Stelle nochmals eine längere Pause zu machen, aber schlauer ist man ja erst immer danach! Zu zweit stiegen Richard und ich nun zügig auf den Gipfel den wir auch bald darauf erreichten. Die Aussicht war phantastisch und wir konnten sogar drei Adler im Flug beobachten. Trotz 250m-Teleobjektiv an der Kamera konnte ich die Flugkünstler leider nicht einwandfrei fotografieren da sie zu weit entfernt und zu schnell waren.
Richard und ich standen noch nie auf einem spanischen Berg und so war es fast logisch dass wir noch den benachbarten Grenzgipfel Pic de Baiau (2881m) besteigen wollten Zudem liegt dieser fast auf dem Weg zum Pass in dem wir André wieder treffen müssen. Zwischen Pic de Comapedrosa und Pic de Baiau liegt die Lücke Collada del Forat dels Malhiverns (2823m) in die irrtümlicherweise auch André unterwegs war. Der Abstieg vom höchsten Gipfel Andorras über den Ostgrat in die besagte Lücke verlief meist über Wegspuren, wies aber im unteren Teil auch einfache Kraxelstellen auf. Der Wiederaufstieg auf den Pic de Baiau war kurz und Wegspuren ziehen bis auf den Gipfel. Ich wählte jedoch den Weg direkt über die Gratschneide um doch noch meinen Händen etwas Arbeit zu verschaffen. Die Gipfelaussicht vom Gipfel auf den Pic de Comapedrosa war nicht schlecht, doch die benachbarte Roca Entravessada stach mir sofort ins Auge denn ein schöner, zerklüfteter Grat leitet dort hinüber. Nach Karte liesse sich der Grat und die Roca Entravessada auf spanischer Seite auf einem Bergweg umgehen. So planten wir dass ich alleine die weitere Überschreitung machen werde und Richard mit André den Berg umgeht. Alle zusammen würden wir uns im Pass Collada dels Estanys Forcats (2743m) treffen und zum Auto absteigen.
Richard stieg also ab und traf auf André der gerade die Collada del Forat dels Malhiverns erreichte. Von dort ginge es auch direkt ins Tal, doch für André war das steile Geröllgelände zu schwierig zu begehen. Er war ja sowieso in falschen Pass gelangt und so traversierten sie unter dem Pic de Baiau zum ursprünglich geplanten Treffpunkt. Als sie denn auf spanischer Seite traversieren wollten, stiegen sie zu weit ins spanische Vallferrera ab. Doch dazu später...
Die Überschreitung war für mich zusammen mit dem Wanderteil durch den Bergwald der schönte Teil der Tour. Der nordseitige Abstieg vom Pic de Baiau weist wenig Wegspuren auf und verläuft im unteren Teil über kleine Schuttrinnen zwischen abfallenden Granitplatten durch (T4; Fels I). Ich gelangte so in die eine Scharte an der der Lange Grat zur Roca Entravessada beginnt. Gleich zu Beginn steht ein kleiner Aufschwung den ich vom rechts in wunderbar festem Fels erkletterte (T5; Fels II-). Dahinter folgt ein längeres Gratstück (T5+; Felsstellen bis II) mit vielen kleinen Scharten und einigen Türmchen. Manchmal kletterte ich in der Flanke, manchmal auf dem Grat oder ging wenige Meter zu Fuss, die Abwechslung gefiel mir gut. Dach dem abwechslungsreichen Gratstück öffnete sich eine tiefe, ziemlich ausgesetzte Scharte in die ihr nicht ganz trivial über Platten abklettern musste (T6; Fels II-III). Dahinter ragten auf dem zwei Türme auf und links ging ein Couloir. Ich kletterte zu den Türmen hoch und musst feststellen dass ich dahinter nicht über etwa 10m hohe, senkrechte und griffarme Platten (Fels geschätzt IV) abklettern konnte. So blieb nur noch das Couloir als Möglichkeit durch dieses ich auch abstieg (T6-; Fels II-). Nach einigen Dutzend Meter Abstieg konnte unter ich den Gratfelsen queren und erreichte ein zweites, einfach zu begehendes Couloir durch das ich wieder den Grat erreichte. Es folgte ein wunderschöne Kletterpassage auf der Gratkante (T6-; Fels II) bevor sich das Gelände zum Gipfel hin wieder sanft wurde. Für die Überschreitung brauchte ich eine Stunde so dass ich kaum fünf Minuten beim Gipfelsteinmann rastete. Zudem hüllten sich nun die Gipfel langsam in dicken Nebel ein.
Vom Gipfel sah ich direkt über den Nordgrat in den Pass herunter über den immer wieder Nebelschwaden zogen. Der Weg sah ziemlich unübersichtlich aus und so stieg ich zuerst über den Grat ab wobei ich bald in die Nordwestflanke ausweichen musste. Nun traf ich auf Wegspuren und zahlreiche Steinmännchen denen ich zwischen Granitplatten im Zickzack folgte. Der Abstieg war einfacher als erwartet (T4-5) und wies nur wenige kurze einfache Kraxelstellen (Fels I) auf. Der grosse Felsbuckel am unteren Gratende wird westseitig im Geröll umgangen und so stand ich bald darauf in der Collada dels Estanys Forcats. Eigentlich hätte ich hier auf meine zwei Kollegen treffen müssen, denn ich war ja schon über eine Stunde unterwegs seit ich mich von Richard auf dem Pic de Baiau trennte. Ich rastete an einer etwas windgeschützten Stelle unterhalb des Passes und baute eine deutliche Markierung aus einem Wikipedia-Ausdruck vom Pic de Comapedrosa, einer Bananenschale und einer leeren Pet-Flasche. Im Falle dass sie hier doch noch durchkommen würden, wüssten sie dass ich hier gewesen war.
In der Collada dels Estanys Forcats traf ich auf einen markierten Bergweg der nicht zu verfehlen war. Zuerst passierte dieser die beiden Seen Estanys Forcats (2640m)welche dem Pass den Namen gaben. Oberhalb des eines Sees querte ich ein kleines Schneefeld auf dem ich keine frischen Fussabdrücke sah. Nun war ich mir sicher dass die beiden Kollegen über unsere Aufstiegsroute zurück zum Auto gelangen würden und wir uns dort wieder treffen sollten. Deshalb verschärfte ich mein Marschtempo und erreichte 40 Minuten später schon die Schutzhütte Refugi de Pla de l'Estany / Refugi Joan Canut (2060m). Im stark nach Feuerstelle riechenden Winterraum trug ich mich ins Hüttenbuch ein um nochmals eine Nachricht zu überlassen wenn André und Richard doch noch hier vorbei kommen sollten. Ein direkter Abstieg zur Hütte von der Collada del Forat dels Malhiverns" wäre eben auch eine Anstiegsmöglichkeit der beiden verloren gegangenen Tourenpartner gewesen. Nach dem ich die Hochebene bei der Hütte überquert hatte, erreicht ich wieder Bergwald und der Weg mündete in ein unbefestigtes Fahrsträsschen. So erreichte ich gegen 6 Uhr schliesslich das verlassene Auto. Eine geschlagene Stunde wartete ich auf André und Richard bis die Dämmerung einsetzte. Da ich kein Mobiltelefon dabei hatte wusste ich ja nicht wo sich die beiden befinden. X-Möglichkeiten dachte ich mir aus, was mit den Kollegen passiert ist. Ich war aber sicher dass es keinen schlimmen Unfall war da die Bergwege nicht durch Absturzgelände gehen und André sicher nicht weglos durchs Gelände laufen würde. Doch einer der beiden hätte sich den Fuss oder das Knie verdrehen können und deshalb müssten sie vielleicht in der Hütte übernachten.
Nach einer Stunde Warten entschloss ich mich ins Hotel nach La Massana zurück zu laufen. Ich wanderte der Strasse entlang, so dass mich die beiden sofort erkennen würden wenn sie im Auto zum Hotel fahren sollten. Als ich schon bei Nacht acht Uhr abends im Hotel ankam, telefonierte ich sogleich beiden, doch sie hatten keinen Empfang. Auch im Hotel haben sich die beiden nach Auskunft der Empfangsdame nicht gemeldet. Nach einem Bad telefonierte ich erneut den beiden ohne dass eine Verbindung zu Stande kam und ich wurde unruhig da ich immer noch keine Nachricht erhalten habe. Doch plötzlich klingelte es und André rief mich von einer Hütte aus Spanien an. Die beiden haben die Traverse unter der Roca Entravessada nicht gefunden und waren deshalb zu weit ins Vallferrata abgestiegen. Für André wäre ein Wiederaufstieg zu weit gewesen weshalb er weiter ins spanische Tal abstieg und eine Hütte fand von wo aus er mich anrief. Richard wollte mir bescheid geben und so trennten sich die beiden. Dass er einen falschen Rückweg nahm und sich nun in Frankreich befinden würde wussten wir beide nicht. Da es Nacht war dachte, dass er sicher in einer Nothütte übernachten werde und spätestens am nächsten Tag sich melden würde. Dennoch hatte ich irgendwie ein ungutes Gefühl ob Richard einen kleineren Unfall unterwegs gehabt hätte. André war jedoch in der Refugi Vallferrera Sicherheit und er musste nun schauen wie er am nächsten Tag zurück nach Andorra kommen muss. Viel konnte ich nun nicht mehr unternehmen, so ass ich im Hotel ein feines Nachtessen und ging irgendwann schlafen.
Nachdem ich um 8 Uhr wach wurde, regnete es zu meinem Erstaunen draussen. Ich machte mir Gedanken wie es nun Richard gehen würde. Nach dem Frühstück meldete er sich dann endlich da er sich nun endlich in einem Gebiet mit Netzempfang befand. Da er kaum mehr Akku hatte, redeten wir nur kurz und er sagte mir dass er unfreiwillig und mangels einer Landkarte in Frankreich gestrandet ist. Er schaue nun wie er zurück nach La Massana gelangen könne. Ich war echt froh endlich ein Lebenszeichen von Richard zu bekommen! André war inzwischen in den spanischen Ort Àreu abgestiegen wo er mir eine Kurznachricht schrieb dass er zurück nach Andorra ein Taxi nehmen würde aber die Rückreise. So blieb mir nichts anderes als Warten.
Am frühen Nachmittag erreichten beide endlich auch wieder das Hotel und wir erzählten und natürlich zuerst über die Erlebnisse. André hatte eine teure zweistündige Taxifahrt von Àreu zurück nach La Massana zu zahlen und Richard musste nach einer ungemütlichen Nacht in einer Nothütte mit Taxi, Bahn und Autostopp die spannende Rückreise nach Andorra antreten. Ihm wurde nach einem kurzen Blick auf die Karte dann auch sofort klar dass er über den total falschen Pass gelaufen war. Weil wir uns viel zu erzählen hatten, fuhren wir erst um 3 Uhr Nachmittags ab.

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