ДОМБАЙ-УЛЬГЕН 4046,0m - HÖCHSTER BERG ABCHASIENS (26.08.2016)
Written by Sputnik (Gerber Andrej)
Start point | Долина Птыш (1,900m) |
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Endpoint | Долина Птыш (1,900m) |
Characteristic | Alpine trip |
Duration | 56h 00min |
Distance | 10.0km |
Vertical meters | 2,100m |
Map |
Ascents | Dombaj-Ul’gen (4,046m) | 26.08.2016 |
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Die Besteigung des Dombaj-Ul’gens ist ein ganz grosser Brocken wenn man alle europäischen Landeshöhepunkte besteigen will - schwieriger ist lediglich der höchste Berg Georgiens, die 5201m hohe Шхара / შხარა (Škhara / Šxara). André und ich waren mit zwei Bergführern unterwegs und brauchten drei Tage am Berg für das grossartige Unternehmen an einem der zehn gefährlichsten Berge im Kaukasus. Bevor wir den Gipfel betstiegen hatten, verbrachten wir schon einige herrliche Vorbereitungstage mit dem K2-erfahrenen Bergführer Александр „Алекс“ Елисеев (Aleksandr „Aleks“ Eliseev) in Домбай (Dombaj). Unser zweiter Bergführer, der mit uns den Dombaj-Ul’gen bestieg, war Александр Сушко (Aleksandr Suško) ein. „Саша“ („Saša“) ist ebenfalls ein sehr erfahrener Bergführer, schliesslich hat er schon alle 7000er der frühereren Sowjetunion bestiegen! Die Tour organisierten wir über die professionelle Agentur „Russian Mountain Guides“.
TAG 1 (26.8.): Biwakaufstieg beim Dombajskoe sedlo / Sedlo Fišera.
Pünklich um 7 Uhr stand unser bestellter Bus vor dem Hotel Таулу (Taulu). Endlich konnte es losgehen nach einem nahrhaften zum unserem Abenteuer! Vom Feriendorf Домбай (Dombaj) führen wir ins Tal des Bergbaches Домбай-Ульген (Dombaj-Ul’gen) – der Bach hat übrigens den gleichen Namen wie unser Gipfelziel. Wir fuhren etliche Kilometer das bewaldete Tal hinauf und konnten so sicher drei Stunden Marsch einsparen. Auf etwa 1900m war dann auf einer Alpweide Schluss mit der Fahrt und wir liefen mit unseren schweren Rucksäcken bei leichtem Regen los. Glückerweise verzog sich die Regenfront bald wieder als Алекс (Aleks) die richtige Abzweigung ins Tal Птыш (Ptyš) suchte. Wir fanden glücklicherweise bald den richtigen Pfad. Nachdem wir ein kurzes, steileres Stück durch den Bergwald ins Ptyš-Tal aufgestiegen waren gab es eine kurze Rast. Das Wetter war nun deutlich besser aber die Gipfel blieben in der Hochnebeldecke versteckt. Nun wanderten wir etwa eine Stunde weiter talaufwärts wobei wir nach einer Bachquerung querfeldein liefen weil wir im hohen Gras den Weg nicht gesehen hatten. Schliesslich kamen wir bei einem Biwakplatz an wo es nochmals eine Verstärkungspause gab. Einige Metallplatten erinnerten dort an verunglückte Bergsteiger, unter Anderem auch Tragödien am Dombaj-Ul’gen. Vom Biwakplatz wurde es nun deutlich Steiler und wir gewannen auf den alpinen Hängen der östlichen Talseite rasch an Höhe. Der Zickzack-Pfad war nicht zu verfehlen, doch dafür regnete es wieder im unteren Teil des Hanges. Auf etwa 2800m erreichten wir schliesslich unterhalb eines Felsens und neben einem Bergbach einen wunderschönen Biwakplatz. Das Wetter ear inzwischen wieder freundlich und wir genossen die Szene, Unsere beiden gutgelaunten Bergführer kochten nun Tee, so dass die verdiente Rast fast eine Stunde dauerte. Gleich neben dem Biwakplatz überquerten wir den doch ziemlich reissenden Bach. Wenige Meter daneben begann das Teilstück der Gletscherschliffplatten. Aleks fand einen optimalen Weg über den Gürtel der Felsplatten so dass wir kaum die Hände brauchten. Inzwischen war nur noch wenig Vegetation vorhanden. Nun sahen wir endlich den eindrucksvollen Dombaj-Ul’gen mit seiner wuchtigen Nordwand. Darunter erstreckte sich ein zerrissener Gletscher. Wir wanderten über Geröll jedoch zunächst weiter hinauf in Richtung des kleineren linken Gletschers. Nach etwa einer Stunde vom Biwak betraten wir schliesslich das Eis. Am Einstieg auf den Gletscher war das Eis mässig steil und wir waren erstaunt als Aleks dort ein Fixseil verlegte. Die für uns als geübte Bergsteiger war die etwas Aktion ungewohnt und brauchte Zeit. Immerhin konnten wir jetzt das herrliche Panorama beim Warten geniessen. Nach der Steilstufe wanderten wir über den spaltenarmen Gletscher zu einem Gendarm. Hier verstauten wir wieder unsere Steigeisen im Rucksack. Nun wanderten wir wieder über Geröll weiter über eine Schuttflanke in Richtung Dombajskoe seldlo hinauf. Eine Geröllrinne musste zuletzt noch durchquert werden, dann waren wir bei einem schönen Biwakplatz zirka 40m unterhalb des Sattels. Der Biwakplatz ist eine herrliche Aussichtskanzel: darüber erhebt sich der erhabene Dombaj-Ul’gen, darunter der zerrissene Gletscher und etwas weiter stehen die eindrücklichen hohen Dreitausender von Dombaj. Wir stellten nun die Zelte auf und unsere Bergführer kochten Tee und ein nahrhaftes Nachtessen. Zum Sonnenuntergang legten wir uns in den Schlafsack, denn Morgen sollten wir ja fit sein für den Gipfelsturm!
TAG 2 (27.8.): Gipfeltag.
Um 4 Uhr in der früh klingelte der Wecker uns aus dem tiefen Schlaf. Vom gegenüberliegenden Zelt rief Aleks hinüber wir könnten noch zwei Stunden Schlafen da Gewittergefahr bestehen würde. Als wir schliesslich um 6 Uhr aus dem Zelt krochen begrüsste uns ein klarer Himmel. Saša war schon am Wasserkochen und wir bereiteten nun zusammen das Frühstück vor. Gegen halb acht Uhr ging’s dann endlich los. Zuerst konnten wir noch ohne Klettermaterial rechts vom Nordgrat hinauf laufen. Nach etwa hundert Höhenmetern legte ich die Fototasche auf einen Stein wo sie plötzlich einen Meter herunter fiel. Der Aufprall im Geröll war so unglücklich dass die Objektivlinse kaputt ging. Ich war natürlich verärgert, doch glücklicherweise hatte ja André auch noch eine kleine Taschenkamera dabei. Wir gingen nach dem Unglück noch etwas weiter bis das Gelände anspruchsvoller wurde. Hier seilten wir an. André ging mit Aleks weiter während meine Bergführer Saša war. Wir stiegen nun als Zweierseilschaften stets eine gesamte 60m Seillänge. Nach drei Seillängen erreichten wir die erste Schlüsselstelle. Im III. Grad kletterten links der Kante geschätzte 10 Meter hinauf und hatten etliche hundert Meter Luft unter dem Hintern. Während der gleichen Seillänge mussten wir noch eine mühsame Stufe im unteren IV. Grad überwinden. Anschliessend ging die muntere Kletterei weiter. Aleks kannte die Route und so verloren wir den Anschluss. Meinen Bergführer war wie ich ebenfalls zum ersten Mal am Berg. Da er nun die optimale Route suchen musste kamen wir nur langsam voran. Doch jedes Mal wenn Saša am Fluchen war fand er dann doch den richtigen Aufstieg. Wenige Seillängen vor dem Gipfel kamen wir zur zweiten Schlüsselstelle. Dort mussten wir uns ziemlich eng durch einen Kamin hinaufzwängen. Da der gesamte Grat selbst abgesichert werden muss, benötigten wir viel Zeit. Zuletzt erreichten wir über Platten schliesslich den Gipfel wo André und Aleks schon auf uns warteten. Das Wetter war prächtig und wir waren mächtig stolz auf diesem Traumgipfel zu stehen. Weil unsere Bergführer viel Wert auf Sicherheit legten, benötigten wir etwa fünf Stunden für den Nordgrat. Natürlich ist ein solch schwieriger Gipfel erst bezwungen wenn man wieder unten ist. Da sämtliche Abseilstellen selbst eingerichtet werden müssen benötigten wir sogar noch mehr Zeit für den Abstieg. Als wir wieder beim Biwak zurück waren, war die Nacht schon herein gebrochen! Unsere Bergführer kochten nun unser verdientes Nachtessen – nach solch einem langen Tag hatten wir natürlich einen riesigen Hunger. Müde, aber überglücklich verkrochen wir uns anschliessend mit vollen Bäuchen in die Zelte.
TAG 3 (28.8.): Abstieg vom Biwak ins Tal.
Gegen sechs Uhr donnerte es gewaltig, so dass es schnell klar war noch in den Schlafsäcken liegen zu blieben. Die Gewitter verzogen sich glücklicherweise langsam. Gegen neun Uhr war das Wetter wieder prächtig. Wir räumten unser Biwak zusammen nachdem wir ein ausgiebiges Frühstück zu uns genommen hatten. Abgestiegen waren wir über die Aufstiegsroute was ziemlich flott verlief. Bei der Steilstufe des Gletschers verlegte Aleks nochmals ein Fixseil, so dass ja kein Unfall passieren kann. Als wir am Ausgangspunkt ankamen stand schon das bestellte Allradfahrzeug bereit welches uns wieder zum Hotel in Dombaj brachte. Dort zauberte Aleks vier Flaschen Bier aus dem Kofferraum seines Autos und wir stiessen auf die erfolgreiche Besteigung an. Den späteren Nachmittag erholten wir uns im Hotel. Am Abend gönnten wir uns eine riesige Portion Schaschlik mit zahlreichen Beilagen und zwei Flaschen Wein. Wir sprachen auch über künftige Projekte im Kaukasus. So werde ich wahrscheinlich im kommenden Jahr mit Saša den technisch einfachen aber logistisch komplizierten Landeshöhepunkt Südossetiens besteigen. Im Jahr 2018 schliesslich wollen wir alle gemeinsam den wirklich schwierigen höchsten Georgier von der russischen Seite her versuchen. Mit den tollen Bergführer Aleks und Saša sicher wieder ein grossartiges Unternehmen!
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