Die Besteigung des höchsten Weissrussen gelang mir zwar, doch völlig anders als geplant. Ich fuhr Мінск (Minsk) nach dem Frühstück wie geplant zur Busstation wo mein Bus um 8:20 nach Ракаў (Rakaŭ) abfahren sollte. Als ich am Busterminal 11 stand bemerkte ich dass es ja schon eine Stunde später war. Der Grund war dass ich meine Uhr nur um eine Stunde vorstellte dabei wäre die Zeit in Weissrussland zwei Stunden gegenüber der Schweizer Zeit voraus. Nach kurzem überlegen tauschte ich meine Fahrkarte um und musste nur wenige Weissrussische Rubel darauf zahlen um direkt nach Скірмантава (Skirmantava) zu fahren. Mein Plan war nun die 20km lange Wanderung von Rakaŭ nach Skirmantava einfach in umgekehrter Richtung zum machen. Allerdings fuhr der Bus erst um 12:05 weshalb ich nochmals mit der flinken U-Bahn zurück ins Hotel fuhr. Nach dem etwas chaotischen Morgen sass ich dann schlussendlich im richtigen Bus nach Skirmantava in dem nur noch der Fahrer und eine ältere Passagierin mit mir unterwegs war. Nach der Hälfte der Strecke verliess der Bus die Autobahn und durchquerte nun kleine Dörfer und weite verschneite Landschaften und Wälder. Immer wieder sah ich Leute die mit Langlaufski durch den weissrussischen Winterzauber ihre spur zogen, es war ja Wochenende! Gleich beim Hinweisschild zum höchsten Punkt Weissrusslands befindet sich eine Busstation wo ich aussteigen konnte. Nun waren es nur noch 100m zu gehen bis auf den Gipfel der Hara Dzjaržynskaja - so schnell lassen sich nur wenige Landeshöhepunkte besteigen! Die kurze Strecke zum Gipfelstein war aber nicht einfach ohne Schneeschuhe zu gehen da ich mit jedem Schritt bis weit über die Knie im Schnee einsackte. Ich war darüber überrascht da ich im Februar vor drei Jahren im nahen Litauen ziemlich bequem durch den Schnee laufen konnte. Dennoch stand ich bald auf dem höchsten Punkt von Weissrussland womit mein 33. Landeshöhepunkt Europas bestiegen war. Auch wenn er nicht besonders hoch ist, ist eine Reise nach Weisrussland etwas besonderes. Ich hielt mich nicht besonders lange auf dem Gipfel auf und watete durch den Schnee zurück zur Strasse wo ich die Wanderung nach Rakaŭ begann. Ich folgte der Strasse etwa einen Kilometer bis zur Abzweigung nach Коўшава (Koŭšava). Die Strasse durchquerte eine märchenhafte Winterlandschaft aber war durch den gepressten Schnee sehr rutschig. Nach drei Kilometer über die Schneestrasse erreichte ich das verschlafene kleine, nur aus einigen Holzhäuschen bestehende Dorf Koŭšava. Am Ende der Dorfstrasse entdeckte ich mit Schrecken dass hier die kleine Landwirtschaftsstrasse ins 4km entfernte Dorf Лукашы (Lukašy) nicht mehr gespurt war. Da es schon Nachmittag war und ich für die Strecke sicher zwei Stunden gebraucht hätte wollte ich zur Bushaltestelle zurück wandern. Im Dorf sah ich dann einen unglücklichen Fahrer dessen Auto im Schnee fest steckte. Nach einem kurzen Gespräch versuchte ich durch Stossen des Autos den Militäroffizier aus seiner misslichen Lage zu befreien was aber nicht gelang. Ein weiteres Auto kam hinzu und mit einem Abschleppseil und nochmaligen Stossen befreiten wir das stecken gebliebene Auto. Dankend nahm mich der Offizier zur Haltestelle mit. Ich wollte dort schnell etwas aus dem Rucksack trinken da hielt der andere Fahrer an und fragte ob ich bis Дзяржынск (Dzjaržynsk) mitfahren wolle was ich natürlich danken annahm. Dort lud mich Алег (Aleh) nach einer kurzweiligen Autofahrt direkt am Bahnhof aus, danke nochmals an dieser Stelle! Nachdem ich die Fahrkarte gekauft hatte, hatte ich noch Zeit mich etwas in der Kleinstadt umzusehen. Das Zentrum mit der Kirche war jedoch zu weit vom Bahnhof so dass ich nur einige Wohnstrassen sah und an einer Tankstelle ein verdientes Bier kaufte. Der Zug war dann bis auf den letzten Platz besetzt und die Reise dauerte eine Stunde bis ich wieder in Minsk war. Am Abend nach einer Dusche ging ich dann fein Essen und genoss einen schönen Abend in Minsk.
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