MONT BLANC 4810,45m - HÖCHSTER BERG FRANKREICHS (16.09.2012)  6


Startpunkt Station Mont Lachat (2.077m)
Endpunkt Station Mont Lachat (2.077m)
Tourcharakter Hochtour
Tourlänge 68h 00min
Entfernung 20,0km
Höhenmeter 3.000m
Karte
Besteigungen Mont Blanc (4.810m) 16.09.2012
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TAG 1 (15.9.):
Um viertel nach sechs begann meine Reise auf den höchsten Alpenberg als mich der Bus zum Bahnhof brachte. Am Bahnhof Liestal stieg ich in einen Zug nach Olten. In Olten kaufte ich mir Frühstück und Kaffee und traf danach Oli im Schnellzug. Der Zug nach Milano in Italien war jedoch ab Bern ausgebucht so dass wir in Bern umsteigen mussten. Doch auch der andere Zug war hoffnungslos überfüllt und fuhr mit einiger Verspätung ab. Da wir überdimensionale Ricksäcke dabei hatten stellten wir sie in unserem Viererabteil auf den Boden. Das passte einem Choleriker der auf Platzsuche war nicht und er begann lauthals die Plätze einzufordern. Mit mir redet man aber nicht so und gab das dem ungepflegten Familienvater sogleich zu verstehen. Danach lief er wütend Weg um den Schaffner zu suchen, da fragten gleich zwei Frauen anständig nach den zwei freien Plätzen und so fuhren wir vollbesetzt im Viererabteil nach Visp. In Visp verpassten wir wegen der verspäteten Abfahrt in Bern den geplanten Anschluss nach Martigny. Zwar kam gleich ein Zug der ins Unterwallis fuhr und in den wir auch einstiegen, doch in Martigny hatten wir wegen dem verpassten Anschluss eine Stunde Aufenthalt. Die Zeit verging mit Kaffeetrinken rasch vorüber und irgendwann sassen wir dann auch im Zug nach Chamonix. Wegen Schienenarbeiten auf der französischen Seite fuhr der Zug jedoch nur bis zur Grenze Châtelard wo wir auf den Ersatzbus umstiegen. Die Anreise war wie verhext, denn in Chamonix mussten wir nahezu wieder eine Stunde warten um mit der Regionalbahn nach Saint-Gervais-les-Bains-Le Fayet weiter zu fahren. Um die Zeit totzuschlagen wollten wir etwas in einem Restaurant etwas Essen gehen aber wurden nicht bedient. Genervt verliessen wir darauf das Restaurant und fanden eine feine "Sandwicheria" gleich an der Bahnhofstrasse. Am Bahnhof Saint-Gervais-les-Bains-Le Fayet passte es nun endlich mit dem Anschluss und wir fuhren mit der Tramway du Mont Blanc in einer Stunde hinauf zur Station Mont Lachat beim gleichnamigen Pass auf 2077m.
Nach 9 Stunden Anreise konnten wir also endlich loslaufen. Wegen Reparaturarbeiten fuhr die Zahnradbahn nicht bis zur Endstation Nid d'Aigle (2372m) so dass wir den Schienen entlang dort hinauf wanderten. Offiziell wäre das verboten und man müsste einen steilen Bergweg zur Baraque Forestière des Rognes (2768m) nehmen, aber niemand hält sich daran denn die Route von Nid d'Aigle ist der bequemste Aufstieg zur Baraque-Biwakhütte. Nach einer Rast bei der aussichtsreichen Endstation wanderten wir weiter Bergauf auf einem schönen Bergweg durch die Geröllhänge vom Désert de Pierre Ronde. Bei der Biwakhütte wurde das Gelände flacher und wir querten zur unteren Arête Payot. Im steilen Zickzack ging es nun den Grat hinauf und es lag zunehmend festgetretener Schnee auf dem Hüttenweg, Beim P.3132m erreichten wir ein Informationshäuschen für Mont Blanc Aspiranten und der Hüttenaufstieg hat man dort fast geschafft denn gilt es nur noch das kleine Firnfeld Glacier de Tête Rousse zur Hütte zu queren. So erreichten wir mit unseren schweren Rucksäcken gegen Abend unser erstes Etappenziel Refuge de Tête Rousse auf 3167m. Die Hütte war voll besetzt doch konnte ich dort im Gegensatz zu Oli, der mit dem Ellbogen seines Bettnachbarn zu kämpfen hatte, nach dem feinen Nachtessen herrlich schlafen.

TAG 2 (16.9.):
Während sich Bergsteiger, die im Gegensatz zu uns am gleichen Tag vom Mont Blanc wieder absteigen mussten, schon Stunden vor uns auf den Weg machten, standen wir um fünf Uhr auf und Frühstückten erst einmal gemütlich und packten unseren Rucksack. Kurz vor sechs machten auch wir uns auf den Weg und wanderten mit Steigeisen an den Schuhen über den Galcier de Tête Rousse und eine Geröllrippe hinauf zum Grand Corridor. Das wegen häufigem Steinschlag gefährliche Couloir war eingeschneit und verhielt sich ruhig und dennoch querten wir es zügig - man weiss ja nie wenn ein fliegender Stein kommt! Die folgenden etwas über 500 Höhenmeter Aufstieg zur Refuge de l'Aiguille du Goûter (3817m) verlaufen über eine Felsrippe. Am Rippenanfang und einer Strecke im Mittelteil kann man über einen steilen Bergpfad hoch laufen, der Rest der Rippe besteht aus einfacher Kletterei die oft durch Stahlseile und Trittstangen versehen sind. Auch ohne Sicherungsmittel wäre die Schwierigkeit nie grösser als der Zweiter Grad. Trotz dem schweren Rucksack war die Kraxelei super und der harte Firn erleichterte einem den Aufstieg in den flacheren Geröllabschnitten. Auf der Hütte Aiguille du Goûter machten wir die erste längere Pause zum Trinken und Essen und tauschten den Helm gegen den Klettergurt aus.
Ab der Hütte ändert sich das Gesicht des Aufstieges und man wechselt von Fels in Schnee. Wenige Minuten oberhalb der Hütte standen wir auf der wenig selbständigen Aiguille du Goûter (3863m) direkt vor der Dôme du Goûter Nordwestflanke. Durch diese 400m hohe, aber nur maximal 30° steile Flanke leitet einen durch zahlreiche Vorgänger festgetretenen Schneepfad hinauf. Wir verzichteten auf das Seil und wanderten gemächlich im Zickzack die Flanke hinauf. Auf dem Gratrücken angekommen, erblickten wir erstmals den Mont Blanc direkt vor uns und schauten staunend auf den hier oben immer noch mächtig erscheinenden Schneeriesen. Da der Gipfel des Dôme du Goûter (4304m) nur wenige Minuten entfernt war deponierten wir unsere Rucksäcke und bestiegen den grossen Schneebuckel. Das Gipfelplateau ist so flach dass man nicht einmal genau weiss wo der höchste Punkt vom Dôme du Goûter ist. Nun hatten wir unsere schweren Rucksäcke nicht mehr weit zu tragen. Wir durchwanderten den flachen Col du Dôme (4236m) zur etwas steileren, teilweise etwas vereisten Flanke, die direkt zu unserem zweiten Nachtlager Bivouac Vallot (4362m) leitet. Die aus glänzendem Aluminium bestehende Biwakhütte war innen ziemlich sauber und sie stank auch nicht, so wie man oft liest. Wir richteten dort unser Nachtlager ein und schmolzen erst einmal Schnee für eine Suppe und zum unsere Trinkreserven aufzufüllen.
Wir spazierten nach der Stärkung im Biwak um zwei Uhr nachmittags vom Biwak zur Arête des Bosses, dem schönsten Streckenabschnitt zusammen mit der Felskraxelei hinauf zur Refuge de l'Aiguille du Goûter. Die Arête des Bosses windet sich schlangenförmig hinauf zum Mont Blanc. Ohne schwere Rucksäcke stiegen wir dem Gipfel entgegen und genossen jeden Meter Aufstieg über den schönen Grat. Auch hier hatte es einen wunderbar ausgetretenen Schneepfad. Dennoch trafen wir beim Aufstieg zur Grande Bosse (4510m) und im Sattel hinter der Petit Bosse (4547m) auf Bergschründe wo man etwas Aufpassen sollte. Nach etwa einer Stunde ab Biwak passierten wir die Felsen La Tournette (4677m) und der letzter steile Firnhang hinauf zur Rückfallkuppe P.4740m stand vor uns. Dieser Abschnitt ist besonders schön da sich das Panorama nach Norden und Osten enorm weitet und man nun schon weit über allen Alpengipfel steht, ausser natürlich dem Ziel Mont Blanc. Von der Rückfallkuppe leitet ein letzter, immer flachender werdender Firngrat auf den Gipfel auf dem wir auch den höchsten Punkt Italiens passierten. Die letzten Meter flogen wir nahezu zum Gipfel - und endlich standen wir auf dem Mont Blanc nachdem wir ihn unzählige Male aus den Schweizer Alpen gesehen hatten!
Da sich Oli nicht hundertprozentig wohl fühlte, verzichtete ich auf einen Abstecher zum Mont Blanc de Courmayeur / Monte Bianco di Courmayeur (4748m) was etwa eine Stunde gedauert hätte. In einer Stunde Abstieg über die stellenweise bis 40° steile Arête des Bosses war wir schon wieder im Biwak zurück. Wir genossen den Gipfelerfolg und dass wir die schweren Rucksäcke hoch getragen hatten. Als Nachtessen gab es Spaghetti mit Sugo und viel Käse. Für die Sauce hatte ich extra Knoblauch, Olivenöl und verschiede Kräuter mitgenommen. Nach dem langen Tag und dem feinen Essen konnte ich trotz der Höhe auf weit über 4000m im gar nicht so kalten Biwak herrlich schlafen.

TAG 3 (17.9.):
Pünktlich zum Läuten des Weckers trampelten kurz vor sechs Uhr eine Horde französischer Bergsteiger ins Biwak. Zugegeben, mit dem Aluboden und Steigeisen an den Füssen könnte man in der Blechhütte auch gar nicht Leise sein. So waren wir sofort wach, packten unsere Sachen und tranken einen warmen Kaffee. Als wir während der Dämmerung die Biwakhütte verliessen hatten die Franzosen einen höhenkranken Kollegen unter einer Biwakdecke zurück gelassen. Von der Hütte stiegen wir rasch ab und auch der kurze Gegenanstieg zum Schneerücken unter den Dôme du Goûter brachten wir rasch hinter uns. Inzwischen war es hell geworden und als wir anschliessend über die Firnflanke zur Refuge de l'Aiguille du Goûter abstiegen, summierten sich die negativen Höhenmeter schnell. Unterwegs kreuzten wir einen französischen Bergführer der gerade am Funken war, wahrscheinlich wegen dem höhenkranken Franzosen im Bivouac Vallot. Bei der Hütte rasteten wir wie im Aufstieg und zogen den Helm für den Felsabstieg an. Wir brauchten für den Abstieg über die Felsstufe fast so viel Zeit wie im Aufstieg und klemmten dabei öfters den sperrigen Rucksack zwischen den Felsen ein was mit der Zeit etwas ärgerlich wurde. Irgendwann kamen wir wieder zum Grand Couloir in dem wir einige wenige Steine sahen die sporadisch zu Tale folgen. Wir querten es rasch und machten auf einersicheren Schuttrippe einige Duzend Meter darunter eine Rast. Der Helm wurde im Rucksack verstaut und wir konnten beobachten wie ein angeseiltes französisches Pärchen schon im einfachsten Gelände zum Couloirzustieg mühe hatte. Im Couloir blieb der Mann öfters stehen und wartete auf seine Frau - dabei verfehlte ein apfelgrosser Stein seinen Kopf um nur einen Meter! Wir wunderten uns nun nicht mehr, weshalb dort so viele Unfälle passieren. Hinter der Refuge de Tête Rousse konnten wir auch endlich die Steigeisen einpacken und nochmals beim Informationshäuschen etwas Essen und Trinken. Zum Schluss stiegen wir zügig den Bergweg ab und stoppten lediglich kurz für eine Trinkpause bei Nid s'Aigle. So waren wir schon um halb 12 Uhr wieder bei der Bergbahnstation Mont Lachat.
Die klapprige Bahn brachte uns nach Saint-Gervais-les-Bains-le-Fayet. Nun wollten wir über Genève nach Hause fahren da dies vielleicht schneller sein würde. Leider war der Schalter im Bahngebäude geschlossen und so stiegen wir in den Regionalzug nach Annecy. Der Schaffner sagte und dann auch dass wir bis Annecy fahren müssen was aber falsch war. Denn in Annecy angekommen meinte ein Bahnarbeiter, wir hätten in La Roche-sur-Foron umsteigen müssen und der Zug dorthin sei gerade abgefahren. Die Heimreise verzögerte sich also wie die Anreise mit dem Unterschied dass wir nun aber in Annecy über eine Stunde warten mussten. In der etwas heruntergekommenen Stadt fanden wir schnell ein Restaurant am grossen Platz vor dem Bahnhof und konnten unser Gipfelglück mit einem Bier feiern. Mit vollem Bauch fuhren wir zurück nach La Roche-sur-Foron wo überraschenderweise ein Bus wartete der uns direkt in den südlichen Stadtrand von Genève in die Schweiz brachte. Da wir nicht ortskundig waren fuhren wir mit einem Tram zum grossen Platz Bel-Air wo wir zu Fuss schliesslich den Bahnhof fanden. Wir waren brauchten inklusive Umweg für die 150km in Frankreich geschlagene sechs Stunden, da kam ich in Mazedonien zum Beispiel mit dem öffentlichen Verkehr deutlich schneller voran! Die weitere Heimreise verlief ohne Aufregung und ab Lausanne hatten wir auch genügend Platz im den Zügen.

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