"Hoffentlich regnet es heute nicht" war mein erster Gedanke am Morgen in Plav. Der Himmel war stark bewölkt als ich um acht Uhr nach einem ausgiebigen Frühstück mit dem Taxi für 10 Euro ins etwa 15km entfernte Dorf Vusanje (1020m) fuhr. Im Zentrum des zerstreuten Dorfes bei einer Moschee und einem verwaschenen Schild "Fotografieren verboten" der Grenzkontrolle beginnt der bestens markierte Bergweg zur Zla Kolata / Kolata e Keq (2534m).. Zuerst geht der breite Pfad vorbei an einigen Häuser und Kuhweiden etwas steil bergauf. Im Wald wird er bald flacher und man erreicht die weitläufige Alpweide Zarunica zwischen etwa 1200m und 1300m. Dahinter wandert man über eine lange Waldschneise weiter wenig ansteigend bergauf bevor man wieder in den Wald eintaucht. Hier hat es einige sehr schöne Exemplare uralter Buchen welche sicher schon viele Jahrhunderte auf dem Buckel haben. Man passiert nochmals eine kleine Waldlichtung und gelangt schliesslich auf die blumenreiche Alpweide Fuš Sirma wo eine alte Hütte steht. Hinter der Hütte sollte es eine Quelle haben welche ich jedoch nicht fand. Mein Getränkevorrat müsste aber schon bis zum Gipfel reichen dachte ich, doch meine Berechnung war falsch und ich war froh im Abstieg beim ersten Bergbach wieder meine Flasche aufzufüllen. Oberhalb der Alpweide wird der Weg steiler und der Wald lichtet sich immer mehr. Spätestens bei der Überquerung des Baches Bjelićki Potok auf etwas unterhalb 1800m befindet man sich in alpiner Landschaft. Hier wir der Weg wieder flacher und führt zum Pass und grünen Grenzübergang nach Albanien mit dem Namen Ćafa Borit (1850m). Man darf hier dem Bergweg aber nicht bis zum Pass folgen, sondern nach rechts etwa 70m zur Alpebene Katun Grlata absteigen. Ich ging zu weit in Richtung des Passes da kaum Wegspuren über die Grashänge nach Katun Grlata erkennbar waren. So machte ich einen kleinen Umweg der aber höchstens zehn Minuten länger dauerte. Man quert auf der Alpebene bei zwei erfallenen Hütten Katun Grlata zwei grosse runde und total ebene Grasflächen und trifft dahinter wieder auf einen Weg und Markierungen. Nun war ich mir wieder sicher auf dem richtigen Weg zu sein und stieg durch Karstgelände ins Hochtal Skripa auf. Hier hatte es schon die ersten grösseren Schneefelder und ich verlor den markierten Weg. Dennoch gelangte ich etwas zu weit südlich in oberen Teil der Skripa wo ich bei einer interessanten Höhle, aus dessen einen eisigen Wind strömte, wieder auf den markierten Weg. Unterhalb des Passes Ćafa e Preslopit / Qafa e Preslopit (2039m) am Ende des Hochtals legte ich eine etwas längere Rast ein und montierte die Steigeisen. Ab hier traf ich zu dieser Jahreszeit üblicherweise hochalpine Verhältnisse an. Denn es galt den Sattel Dvojni Prevoj (2430m) zu erreichen. Über etwas steile schräg ansteigende Schneebänder stieg ich zuerst in einen Talkessel auf zirka 2200m auf, danach ging es immer steiler werdend über Lawinenkegel und einen heimtückischen Bergschrund hinauf zum Sattel. Die letzten hundert Höhenmeter zum Gipfel ersteigt man auf der albanischen Südseite des Grates. Im unteren Teil hatte es eine steile Schneeflanke mit einer Wechte, in Oberen wanderte ich weglos über steile Grashänge auf den Gipfel. Auf dem höchsten Berg Montenegros hat ein Steinmann und ein grosser Stein mit der Aufschrift "Zla Kolata - Kolata e Keq". Leider zogen Wolken um den Gipfel so dass ich keine Fernsicht hatte. Wegen dem unberechenbaren Wetter verzichtete ich auf eine Besteigung der Nachbarberge Maja Kolata / Kolac (2528m) und dem rein albanischen Gipfel Rodi e Kolates (2556m). So machte ich mich nach einem eher kurzen Gipfelaufenthalt bald auf den Rückweg. Während dem Abstieg durch die Skripta donnerte es bedrohlich über den Kolac-Gipfel und bei der Alpebene Katun Grlata erwischte mich dann doch noch ein kurzer, kräftiger Regenguss. Während dem weiteren Abstieg klarte es nochmals auf und die Zla Kolata zeigte sich von der Sonne prächtig beleuchtet. Der letzte Abstieg nach Vusanje verlief ereignislos ausser dass ich unterwegs endlich meine leere Wasserflasche auffüllen konnte. In Vusanje konnte ich meine Wanderstöcke nicht mehr zusammenschrauben, so verschenkte ich sie kurzerhand der lokalen Dorfjugend die eine riesige Freude daran hatte. Per Autostopp kam ich nahtlos zurück nach Plav, denn schon das erste Fahrzeug einer Familie nahm mich mit. Als Anerkennung verschenkte ich meine restlichen "Appenzeller-Biberli" und wurde bei strömendem Regen beim meinem Hotel ausgeladen.
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