Gegen fünf Uhr morgens wurden wir von der rumänischen Grenzkontrolle geweckt. Es war aber ein kurzes Spiel und der Zug fuhr, nachdem ich wieder eingeschlafen war, weiter über den Grenzfluss Prut nach Moldawien. Natürlich kam anschliessend die moldawische Grenzkontrolle und weckte mich wieder damit ich ordnungsgemäss einen Stempel in meinen Pass bekomme. Der Zug konnte anschliessend aber noch nicht weiter fahren, denn die Geleise sind in den Staaten der früheren Sowjetunion breiter als im Rest von Europa. So werden alle Wagons voneinander getrennt, angehoben und die Achsen ausgetauscht. Die ganze Prozedur dauert ungefähr zwei Stunden. Nach weiter zwei Stunden Fahrt durch die schöne Kulturlandschaft des Codru erreicht man dann Chişinău. Hier hatte ich eigentlich vorab eine Privatadresse, doch war dort niemand zu Hause. Da auch niemand telefonisch erreichbar war, quartierte ich mich kurz entschlossen im Hotel Cosmos ein, das ich schon von einer früheren Moldawienreise her kannte.
Also lud ich im Hotel das Gepäck ab und gleich mit dem Taxi zum Busbahnhof an der Stradă Ion Creancă im Norden der Stadt vom wo in einen Kleinbus umstieg und nach Călăraşi fuhr. Hier traf ich mich mit Oleg, den ich vom Internet her kannte und erfuhr dass es in einer Stunde einen Bus ins Dorf Temeleuţi gibt. Also hatte ich auch noch Zeit auch nahen Supermarkt einzukaufen und Oleg gab mir Tipps für den besten Weg auf den Dealul Bălăneşti. Die letzten Kilometer der Strasse nach Temeleuţi waren nicht asphaltiert und das Dorf hat wohl noch kaum einen westeuropäischen Besucher gesehen. Die schmucken Häuser hatten schöne Gärten zur Selbstversorgung, Hühner liefen frei herum und es gab viel Ziehbrunnen da scheinbar nicht alle Häuser fliessendes Wasser haben. Der Dealul Bălăneşti war von Temeleuţi aus schon sichtbar, zuerst wanderte ich über Weideland auf die andere Talseite, anschliessend durch Obstbaumkulturen hinauf zum Waldrand. Der Weg folgte kurz dem Waldrand, danach durch den schönen, sehr grünen Mischwald. Im Wald gabelte sich der Weg öfters und ich musste mich entscheiden welchen ich denn nehmen sollte, ich wählte immer der ansteigende und meistens ging es ich Geradeaus. Irgendwann stand ich am Waldrand und stand unmittelbar vor dem Gipfel. Der Gipfel besteht aus einem flachen Plateau mit zwei Funkantennen, der höchste Punkt ist unmittelbar bei der nördlichen Antenne. Ein hier anwesender älterer Aufpasser (!) zeigte mir wo sich genau der höchste Punkt befand. Beim Rückweg traf ich eine Gruppe Bauern nach erledigter Arbeit und wurde sogleich auf selbst hergestellten Wein eingeladen. Ein Bauer zeigte mir anschliessend noch sein Haus, seine Stecklingszucht und sein Weinfass (mit erneuter Degustation) und beschenkte mich mit moldawischer Freundschaft mit Baumnüssen und getrockneten Pflaumen. Da der nächste Bus erst in drei Stunden fuhr, brachte er mich mit seinem alten Lada bis zur Hauptstrasse wo ich schon vom ersten Auto nach Călăraşi mitgenommen wurde. Im gemütlichen Chişinău liess ich dann den erlebnisreichen Tag ausklingen...
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