Finale grande - Teide (15.01.2016)
Skrevet av Chris (Christian König)
Startsted | Teleférico del Teide (2344moh) |
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Sluttsted | Teleférico del Teide (2366moh) |
Turtype | Fjelltur |
Turlengde | 13t 07min |
Distanse | 28,6km |
Høydemeter | 1827m |
GPS |
Bestigninger | Pico del Teide (3718moh) | 15.01.2016 07:49 |
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Pico Viejo (3129moh) | 15.01.2016 11:07 | |
Montaña de Majua (2316moh) | 15.01.2016 16:15 | |
Andre besøkte PBE'er | Refugio de Altavista (3260moh) | 15.01.2016 06:11 |
Teleférico del Teide Estación Superior (3555moh) | 15.01.2016 09:33 |
Prolog
Ein Tag Ende Dezember 2013 auf der Bergstation der Teleferico del Teide. Schon beim Anflug auf Teneriffa hatte mich der Berg in seinen Bann gezogen. Majestätisch erhebt er sich aus dem Meer und überragt alles um ein Vielfaches, so weit man nur blicken kann. Kurz zuvor hatte ein Unwetter die Insel heimgesucht und in den höheren Lagen reichlich Schnee gebracht. In Weiß eingepackt leuchtete Teide im Sonnenlicht was seinen Reiz für mich nur noch vergrößerte. Jeden Morgen der letzten Tage, wenn ich aus dem Zelt kroch, ging mein erster Blick hinauf, fast als wolle ich sicher gehen, dass er noch immer da ist. Vielleicht aber auch nur weil mir seine Höhe Respekt einflöste? Der bis dahin höchste Punkt auf den ich zuvor gestiegen war, lag immerhin rund 1000 Meter tiefer.
So schön Teide in seinem weißen Gewand auch war, so unzugänglich machte es ihn für mich. Offiziell war der auf den Gipfel führende Weg gesperrt worden und selbst die Seilbahn fuhr erst gegen Ende meines Urlaubs wieder. Eine Tour, zwei Tage zuvor, auf seinen Nebengipfel Pico Viejo hatte mich vom eigentlichen Plan Abstand nehmen lassen, zum Refugio de Altavista aufzusteigen und von dort früh aufzubrechen, um den Sonnenaufgang auf dem Gipfel zu erleben. Zu hart war schon dort der Schnee an manchen Stellen gewesen, wie sollte es dann erst auf dem großen Bruder sein? An Steigeisen oder einen Eispickel hatte ich natürlich bei der Abreise nicht gedacht. Schließlich ging es aus der grauen Kühle des deutschen, grauen Winters in die Wärme des Südens. Der erträumte Plan war damit Geschichte, ein neuer musste her.
Nun stehe ich also hier, wie in einem Adlerhorst den man freigeräumt hat. Drum herum Absperrungen, dahinter der Schnee und an den Ausgängen Wärter, die aufpassen, dass niemand diesen Platz verlässt. Als ob sie geahnt hatten, dass genau das mein neuer Plan war, mit der Seilbahn mittags aufzufahren und wenn der Schnee durch die Mittagssonne weich geworden ist in einem unbemerkten Moment über die Absperrung zu springen und doch noch die letzten Höhenmeter bis zum Gipfel zu bewältigen. Für einen Moment erschien es mir möglich, überall konnten ihre Augen doch nicht sein. Einige Momente zögerte ich bevor ich mich dagegen entschied. Nach mir böse nachgerufenen Worten stand mir weniger der Sinn. „Ich komme wieder! Mit Schnee und Steigeisen!“ beschloss ich statt dessen.
Vorbereitungen
Im Herbst ertappte ich mich dabei wie meine Gedanken immer häufiger zu dem vergangenen Urlaub auf Teneriffa zurück wanderten und schließlich ich den Wanderführer in meinen Händen hielt. Immerhin war die Reise nun auch schon wieder zwei Jahre her, meine Reise- und Teneriffa-Lust war eindeutig geweckt und so begann ich eines Abends nach Flügen zu schauen. Die Reisezeit um Weihnachten und Neujahr hatte mir damals richtig gut gefallen und so peilte ich diesen Zeitraum erneut an. Vor allem erhoffte ich mir zu diesem Zeitraum gute Chancen auf ein ähnlich starkes Schneeerlebnis mit Teide. „Diesmal kommen die Steigeisen mit und ich rauf!“ sollte doch gelacht sein beschloss ich bei mir. So günstig wie zuvor waren diesmal leider weder Flüge noch der Mietwagen zu haben und so wurde der Reisezeitraum ein wenig nach hinten korrigiert. Ob ich mit zwei Wochen Teneriffa das alte Jahr verabschiede oder das neue beginne? Einerlei, Hauptsache Schnee auf Teide!
Als nächstes wurde Google nach den Begriffen Webcam und Teide befragt und das erhaltene Ergebnis sollte mich die nächsten Wochen bis zur Abreise begleiten. Yr gesellte sich als Vorhersagewerkzeug zur Momentaufnahme der Bilder dazu und mit beidem rückte ich Teide aus der Ferne auf den Leib. Sonne, nichts als Sonne, eigentlich ein Grund zur Freude, doch ohne Wolken kein Schnee grummelte ich vor mich hin. Jedes Mal, und das war bis zur Abreise nicht häufiger als eine Hand Finger hat, wenn die Kamera ein graues Bild mir zeigte wurde ich ganz aufgeregt. Was würde sich zeigen wenn die Schwaden sich verzogen haben? Würde Teide endlich im ersehnten weißen Kleid erstrahlen? „Mist! Schon wieder hat's nicht gereicht!“
Die Reise beginnt
Der Flieger hebt mit mir und meinem reichlichen Übergepäck in Köln von der Startbahn ab. „Muss leider alles mit.“ hab ich der Frau am Schalter freundlich erklärt, nachdem sie mein Gepäck gewogen hatte. Nach ein wenig Diskussion war's dann weniger ein Problem und ich musste zum Glück nicht nachzahlen.
Schon beim Packen daheim fragte ich mich, was ich hier eigentlich mache. Neben dem Zelt und der Campingausrüstung nahmen vor allem Handschuhe, Mütze und warme Kleidung einen beträchtlichen Teil meines Rucksackes ein. Nicht zuletzt auch die Steigeisen, denn trotz meines fehlenden Optimismusses, dass es doch noch schneien könnte, wollte ich sie nicht daheim lassen. „Wo sollte es nochmal hingehen?“ schoss es mir durch den Kopf. Ach stimmt, Teneriffa, auch wenn die Ausrüstung eine sehr viel kühlere Gegend hätte erwarten lassen.
Komplikationen
Viereinhalb Stunden später, mit etwas Verspätung in Teneriffa Süd gelandet, umfing mich die typische feucht-warme Meeresbriese der Insel. Mit meinem Voucher in der Hand machte ich mich auf die Suche nach meiner Mietwagenfirma. „Proa-rent-a-car? Was ist denn das? Hab ich ja noch nie gehört!“ ging es mir durch den Kopf als ich die Namen der zahlreichen Schilder durchging. Ich erkundigte mich an zwei weniger mit Menschenandrang gesegneten Schaltern, ob sie mir vielleicht weiter helfen könnten. Auch ein Anruf beim Aussteller des Vouchers führte nicht sofort zu der benötigten Information, jedoch der Mann am Informationsstand erkannte sofort kundig die Telefonnummer: „Das ist Hertz.“
Nach einem kurzen Zwischenstop im Supermarkt beschloss ich den Campingplatz im Nordosten der Insel anzusteuern. Das Anaga-Gebirge hatte es mir durch die Beschreibungen des Wanderführers besonders angetan und so beschloss ich hier meine Streifzüge über die Insel zu beginnen. Der Campingplatz war bald und ohne Probleme gefunden, doch war das Tor verschlossen. Ich ahnte schon das nahe Unheil, doch das ganze Ausmaß der Schwierigkeiten einen Platz für mich und mein Zelt zu finden offenbarte sich erst im laufe der nun folgenden anderthalb Tage.
Ein freundlicher, junger Mann tauchte wenig später auf der anderen Seite des Tores auf. Er sprach kein Englisch, ich kein Spanisch. So tippten wir beide eifrigst auf seinem Smartphone in den Google-Translator bis es ihm nach einigen Mühen gelang mir klar zu machen, dass der Platz bereits geschlossen ist und ich hier heute nicht mehr rein könne. Ich sollte morgen Vormittag wieder kommen und mir für heute Nacht etwas anderes suchen.
Ich begann mich von Restaurant zu Appartments und weiter zu Hotels immer weiter durchzufragen. Eine lange Reihe erfolgloser Versuche eine Bleibe für die Nacht zu finden. Die einen hatten komplett geschlossen, bei den anderen war nur der Nachtwächter zu gegen und die anderen waren wiederum preislich völlig ausserhalb meines Budgets oder einfach ausgebucht. Auf meiner Navi-App entdeckte ich ein Hostel in der nächsten größeren Stadt. Neue Hoffnung keimte auf vielleicht doch noch etwas Vernünftiges zu finden. Tatsächlich, ich hatte Glück. Mit einigen Umwegen gelangte ich an mein Ziel und fand in dem hektischen Durcheinander des Samstag-Nacht ausgehenden Volkes einen Parkplatz um die Ecke des angepeilten Ziels. Eine freundliche Stimme öffnete mir die Türe und bot mir ein Zimmer zu einem günstigen Preis an. Ich glaube die Gesteinsbrocken, die mir in dem Moment vom Herzen fielen waren auch noch am anderen Ende der Insel zu hören.
Es kommt noch besser!
Nach einer ruhigen Nacht in wirklich angenehmer Unterkunft und einem guten Frühstück fuhr ich zurück zum Campingplatz. Nur schnell wollte ich einchecken und dann auf Tour gehen, die Bergwelt die sich mir im Sonnenlicht offenbarte zog mich magisch an. Diesmal traf ich auf den Besitzer des Platzes und obwohl dieser in Brocken Englisch und Deutsch sprach, hatte auch er seine liebe Mühe mir die Lage klar zu machen: „Nein, du kannst hier dein Zelt nicht aufstellen, der Platz schließt heute Abend um 18 Uhr. Wir machen Ferien. Komm in ein paar Wochen wieder.“
Zerknirscht machte ich kehrt, räumte schnell mein Gepäck im Auto um, packte meinen Rucksack und schnürte meine Wanderstiefel. „Dann gehe ich jetzt eben auf Tour so lange es noch hell ist und fahre am Abend zurück in den Süden.“ beschloss ich. Den Campingplatz Montaña Roja im Süden der Insel kannte ich bereits gut, dort hatte ich bereits beim ersten Mal mein Zelt aufgestellt und die Heringe mit Müh und Not in den harten Untergrund geschlagen. Eigentlich sehr schön am Strand gelegen, jedoch leider auch direkt am Flughafen weshalb ich eigentlich diesmal einen Bogen um ihn machen wollte.
Ich weiß nicht warum, doch irgendwie hatte ich den Tag über so ein Gefühl, dass diese Odyssee noch nicht beendet sein würde. Warum kann ich heute nicht mehr sagen und auch während der Wanderung schob ich diese Gedanken weit weg. Einige Stunden später, ich fahre gerade um die letzte Kurve auf Montaña Roja zu, sollte dieser Gedanke Gewissheit werden. Die Einfahrt kaum erleuchtet, dafür die Tore mit umso mehr Schlössern verhangen. Kein Schild, kein Hinweis, im Internet die Auskunft - Ganzjährig geöffnet. „Das darf doch einfach nicht wahr sein!“ schoss es mir durch den Kopf! „Und jetzt?“ Gegenüber der Einfahrt ein Wohnmobil der größten Gewichtsklasse: „Da geh ich jetzt fragen!“ Warum geschlossen ist wußte dort auch niemand, jedoch, dass es ein paar Kilometer noch einen Platz mit dem Namen Nauta gibt, teurer aber geöffnet. „Hauptsache geöffnet!“ Inzwischen war einer der Wachleute vorgefahren und begutachtete mein quer vor der Einfahrt parkendes Auto. Ich sprintete eilig hinüber, nicht dass sich jetzt noch andere Probleme dazu gesellten. Freundlich eröffnete er mir, dass der Platz wohl größere Erneuerungsmaßnahmen durchführen würde und demnächst wieder öffnet. Wann? Das kann niemand sagen. In zwei Wochen ist geplant, vielleicht aber auch erst in zwei Monaten, vielleicht auch in zwei … noch später eben.
Wenig später kam ich am Nauta an, checkte ein und konnte endlich mein Zelt für die nächsten 14 Tage aufschlagen. Erleichterung pur. Den Plan später nochmal auf einen anderen Platz auf Teneriffa oder sogar nach La Gomera umzuziehen verwarf ich umgehend.
Der Plan
Die Aufregung der ersten Tage war längst verflogen und ich hatte mich mit einigen richtig schönen Touren, verteilt über die ganze Insel, gut aufgewärmt und mich an das mir eher unbekannte Klima gewöhnt. Meine Kondition schien ziemlich gut und auch wenn eine echte Akklimatisierung für Teide auf Teneriffa kaum möglich ist, so hatte ich doch die letzten Tage die Zeit zumindest auf den anderen höheren Gipfeln verbracht. Von fast überall auf dieser Insel kann man Teide sehen und so hatte ich ihn von allen Seiten einer genauen Inspektion unterzogen. Insbesondere die Touren zum Guajara und zu den Sombreros hatten mir mit herrlichen Ausblicken viel Freude bereitet. Irgendwie flößte er mir aber auch Respekt ein, dieser trutzige Klotz wie er in die dünne Luft hinauf ragt.
Wie der Plan genau zu dieser Besteigung entstanden war erinnere ich nicht mehr. Ich glaube es war Morten der ihn in einem unserer regelmäßigen Peakbook-Chats vorschlug, als ich mich über die Notwendigkeit des Permits beschwerte und von meiner Überlegung im Refugio zu übernachten erzählte: „Lass das Refugio einfach weg und steig nachts mit Kopflampe auf.“ Warum eigentlich nicht? Die Idee gefiel mir, bin ich doch für etwas ungewöhnlichere Besteigungen immer zu begeistern. Da ich auch gerne einen anderen Rückweg wähle wurde die Idee um eine Rundtour vervollständigt. Also stand es spontan fest: Mitten in der Nacht sollte es am Parktplatz der Seilbahn losgehen, um pünktlich zum Sonnenaufgang auf dem Gipfel zu stehen. Der Abstieg über Pico Viejo würde mich hinab zu den Roques de García und weiter zum Nationalparkcenter leiten, um so die Runde zu komplettieren.
Einige Höhenmeter waren zu bewältigen, doch zu steil sollte es nicht werden. Aber wie würde es mit der dünneren Luft werden? Und dann noch nachts ganz allein? Immer wieder hatte ich diese Gedanken von links nach rechts in meinem Kopf bewegt, wenn ich von den anderen Gipfeln hinüber blickte. Irgendwie lag aber auch genau darin der Reiz, mich etwas auszuprobieren, an etwas das ich so noch nicht versucht hatte. Umkehren könnte ich jeder Zeit, wenn mir nicht wohl wäre, beruhigte ich mich ein ums andere Mal.
Der Sonne entgegen
Ungewöhnlich früh kroch ich meinen Schlafsack, in jedem Ohr einen Stöpsel. Warum musste sich ausgerechnet heute die kleine Gruppe von drei gealterten Hippies zusammenfinden und lautstark über Gott und die Welt philosophieren? Heute hatte ich nur eine kurze Tour an der Küste unternommen mit wenig Höhenmetern, um mir etwas die Beine zu vertreten und meinen Beinen für den großen Tag etwas Ruhe zu gönnen. Ich ging nochmal alles durch, der Rucksack war gepackt, genug warme Kleidung und Proviant dabei. Schon kurze Zeit später schlief ich ein.
Unsanft holte mich der Wecker um 2 Uhr in der Früh aus dem Schlaf. „Du hast es so gewollt“ grummelte ich kurz vor mich hin und begann damit ein paar der kleine Croissants zu verspeisen, die ich mir auf dem Beifahrersitz bereit gelegt hatte. Ich fuhr das kurze Stück Autobahn und freute mich auf die vielen Kurven, die ich nun ganz allein für mich haben sollte. Nachts würden ganz sicher keine von den Katastrophen vor mir hertrödeln, die mich sonst in meiner Geduld auf die Probe gestellt hatten.
Ding …. ding … ding … klang es. „Was ist das?“ Meine Gedanken noch bei den Kurvenerlebnissen der vergangenen Tage, rieb ich mir die Augen. Das konnte jetzt nicht wirklich wahr sein! Katastrophe? Allerdings! Aber eine ganz andere und die genau mitten in meinem Armaturenbrett. Ein oranger Punkt neben der Tankanzeige versprach um diese Uhrzeit auf halber Strecke nichts Gutes. Schnell ging ich meine Optionen durch. Zurück fahren? Da würde es auf jeden Fall eine Tankmöglichkeit geben, aber dann würde der Sonnenaufgang ohne mich statt finden müssen. Nächste Option bitte! Ein paar Tankstellen gab es auch weiter oben, doch würden die ganz sicher nicht mehr geöffnet haben. Vielleicht eine Möglichkeit am Automaten mit Kreditkarte zu tanken wie ich es aus Norwegen gewöhnt bin? Doch Fehlanzeige!
Ich atmete tief durch, schaute auf den angeblich zu einem Achtel gefüllten Tank und rechnete mir Chancen aus bis zur Seilbahnstation damit zu kommen, auch wenn noch einige Höhenmeter zu bewältigen waren. Zurück würde es eh nur runter gehen. Na ja fast auf jeden Fall, ein gewisser Gegenanstieg würde auch zu bewältigen sein. Das sollte schon passen, beruhigte ich mich.
Höher und höher schraubte sich mein VW Up hinauf, tiefer und tiefer sank die Tanknadel. Ein echtes Wettrennen zwischen den beiden war entbrannt. Zum Glück kannte ich die Strecke inzwischen fast auswendig und so setzte ich mir einen Umkehrpunkt. Wenn die Tanknadel bis dorthin den tiefsten Stand der Reserve erreicht haben würde, dann geht’s zurück! Zu viele solcher Experimente hatte ich schon früher durchlebt. Bisher waren sie alle gut gegangen, aber noch eins wollte ich nicht hinzufügen.
„Guten Morgen“ begrüßte ich meine italienischen Nachbarn, als ich wie gewohnt um 8 Uhr aus meinem Zelt kroch. Ein freundliches „Guten Morgen“ erklang zurück, wie wir es jeden Morgen austauschten. Auch diesmal, als wäre in der Nacht nichts Ungewöhnliches geschehen. So schien es zumindest für jeden, der nicht dabei war. Mein Zelt hatte ich mit direktem Blick zu Teide aufgeschlagen und so konnte ich den herrlichen Sonnenaufgang zumindest von hier unten bewundern. Zum Trost belohnte ich mich mit einer Tour im Teno-Gebirge.
Endlich Teide!
Der Wetterbericht hatte sich verschlechtert. Ungewöhnlich viel hohe Bewölkung war angesagt, der Feind eines jeden Sonnenaufgangs. Egal, ich würde es probieren. Mehr als diesen einen Versuch hatte ich in diesem Urlaub nicht mehr, neigte er sich doch leider seinem Ende entgegen. Das Drehbuch war bereits zwei Tage zuvor geschrieben worden und wurde auch diesmal exakt eingehalten. Der Rucksack gepackt, das Frühstück auf dem Beifahrersitz bereit gelegt, die Stöpsel gegen zu viel Philosophie in den Ohren … und, ja, an einem Detail musste natürlich gedreht werden: Der Tank bis oben hin gefüllt.
Es geht los
Am Parkplatz der Seilbahn angelangt, hatte ich etwas Mühe meine Kontaktlinsen einzusetzen und verlor wertvolle Zeit, wie sich später heraus stellen sollte. Trotz des wenigen Schlafes fühlte ich mich relativ frisch, als ich im schwachen Schein meiner Kopflampe die Straße entlang lief. Nicht zu viel Aufmerksamkeit wollte ich erregen und so wollte ich die müden Batterien erst später gegen frische austauschen, wenn ich weiter oben im Hang war. Ich bog ab auf den Traktorweg, der mich hinauf zum Montañja Blanca bringen würde. Noch war die Höhe moderat und es galt vor allem Strecke zu machen. In relativ hohem Tempo setzte ich Fuß vor Fuß, um endlich an die Abzweigung zum eigentlichen Weg hinauf zu gelangen. Der Traktorweg sollte sich noch ein gutes Stück weiter ziehen als ich angenommen hatte.
An besagter Abzweigung nahm ich eine kleine Stärkung zu mir bevor ich rasch weiter ging. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich lieber nicht trödeln sollte. Auch entschied ich mich dagegen die Batterien zu wechseln. Zu faul war ich und zu umständlich erschien es mir jetzt im Dunkeln sie zu tauschen. Es würde schon gehen, der Weg schien sehr deutlich zu sein. Ich stieg weiter kräftig bergan. Eigentlich wollte ich ab hier aufgrund der nun stärker zunehmenden Höhe langsamer aufsteigen, doch ich fühlte mich stark und es könnte nicht schaden weiter oben mehr Zeit zu haben. Wie recht ich damit haben sollte! Ab und an drehte ich mich um, um zu sehen, ob mir jemand folgte? Tatsächlich, nach einiger Zeit tauchten noch zwei weitere Lichtpunkte unter mir auf. Ich kam gut voran, überquerte die mir fast magisch vorkommende Grenze von 3.000 Höhenmetern und gelangte ohne Schwierigkeiten zum Refugio de Altavista.
Refugio de Altavista
So hoch war ich noch nie zuvor! Zeit für eine Rast, zumal ich gut in der Zeit lag. Ich stärkte mich abermals, denn noch lagen einige Höhenmeter vor mir. Ich traf auf einige Bergsteiger, die auf der Hütte übernachtet hatten, aber keine Eile für einen Anstieg zum Sonnenaufgang zu haben schienen. Bis auf den Lichtschein des Refugios war alles um mich herum noch tief im Dunkel der Nacht versunken. Ich beobachtete eine Weile den grandiosen Sternenhimmel, dann schwang ich den Rucksack wieder auf meinen Rücken und setzte meinen Aufstieg fort.
Wenn die Luft dünner wird
Die Karte auf meinem Garmin hatte mir versprochen, es würde nach einem kurzen, steileren Aufschwung flacher werden. Voller Erwartung kämpfte ich mich hinauf, das flachere Stück des Hangs herbei sehnend. Schnaufend schaute ich erneut auf die Karte, um mich davon zu überzeugen, dass ich mich nicht getäuscht hatte. Es stimmte, es wurde flacher und ich befand mich mitten drin, doch mein Körper erzählte mir etwas ganz anderes. War der Aufstieg bis zum Refugio noch relativ bequem zu bewältigen gewesen, merkte ich von nun an jeden Meter den ich an Höhe zulegte. Es schien wie verhext, auch wenn ich langsamer stieg, mein Puls beschleunigte sich immer mehr. „Willkommen in der Höhe“ ging es mir durch den Kopf, als ich erneut die Uhrzeit mit den noch zu überwindenden Höhenmetern verglich. Hielt ich es bislang für kein Problem den Gipfel pünktlich zu erreichen, gesellten sich nun erste Zweifel hinzu. Diese sollten sich mit jedem weiteren Meter nur noch vergrößern. Erst Recht, als ich das letzte, nun wirklich flache, Stück zur Seilbahnstation auch nicht in gewohntem Tempo zurück legen konnte.
Oft genug hatte ich es mir in den vergangenen Tagen ausgemalt wie es sein würde, wenn ich hier ankomme. Sicher wäre es bis hierher schon ziemlich anstrengend gewesen, doch ab hier würden es nur noch 160 weitere Höhenmeter sein. „Die werde ich nun auch noch schaffen!“ nahm ich den Wettlauf gegen die Uhr an, der nun entbrannte. Inzwischen war es längst hell geworden und es war nur noch eine Frage der Zeit bis die Sonne über den Horizont schauen würde. Mein freudiges Herbeisehnen der goldenen Strahlen wurde jäh gebremst, als ich schon bald nach Luft japsend stehen bleiben musste. „Du musst langsamer gehen“ erinnerte ich mich daran, was ich mir ein ums andere Mal vorgenommen hatte. Einige Momente später versuchte ich es, nur um schon bald erneut wieder keuchend still zu stehen. Noch einige Male wiederholte sich dieser Ablauf von Gehen und nach Luft schnappend stehen bis ich endlich am so lang ersehnten Gipfel ankam. Noch nie zuvor waren Höhenmeter ähnlich anstrengend gewesen.
Am Gipfel
Hatte ich es wirklich geschafft? Mein Blick ging zum Horizont, an dem sich nur ein schwaches oranges Band abzeichnete. Noch war die Sonne nicht aufgegangen und keine Wolke schien das Ersehnte zu verdecken. Von Glücksgefühlen getragen holte ich meine Kamera heraus, um das Schauspiel einfangen zu können.
Wie in Trance hatte ich die Minuten der aufgehenden Sonne verbracht und ein Bild nach dem anderen geschossen. Herrlichste Farben hatten sich mir geboten, begleitet von Wasserdampf und Schwefelschwaden aus dem kleinen Krater. Nur langsam fand ich zurück, noch immer in jede Richtung fotografierend. Die große spanische Gruppe hatte sich zum Glück recht schnell auf den Weg hinab begeben und so blieben neben mir nur noch zwei sympathische Deutsche übrig. Still war es geworden, als sich noch einer der mir nachgestiegenen Lichtpunkte, ein freundlicher Österreicher, zu uns gesellte. Was für ein Ausblick hier oben, auch wenn sich nun die vorhergesagten Wolken am Himmel ausgebreitet hatten. Ab und an lugte die Sonne noch einmal kurz hervor und tauchte die Landschaft unter mir in einen ganz besonderen Glanz. Noch war die erste Seilbahn nicht im Tal abgefahren und so konnten wir eine lange Zeit die Stille ganz für uns genießen, tauschten die Begeisterung über das Erlebte aus bevor wir uns langsam an den Abstieg machten. Die anderen wählten die bequeme Variante mit der Seilbahn, ich freute mich auf das Wiedersehen mit Pico Viejo und die vor mir liegenden Lavalandschaften, doch das ist eine andere Geschichte.
Epilog
Viel zu schnell war auch diesmal die Zeit auf Teneriffa verflogen. Nun sind bereits einige Monate seit dieser Reise vergangen, bis ich endlich diesen Bericht fertig stelle. Die Webcam habe ich seit dem nicht mehr angeschaut, doch Schnee gab es für Teide in der seit meinem Besuch vergangenen Zeit reichlich. Das weiß ich von Bildern anderer Peakbook-Benutzern.
Gerne denke ich an diese wunderbare Zeit und an die vielen stimmungsvollen Momente zurück, wenn ich in meiner Fotosammlung stöber. Ein paar davon möchte ich hier als Abschluss des Berichts noch ausstellen.
Kommentarer
Klasse bilder
Skrevet av mortenh 29.04.2016 09:10Da gab es richtige viele schöne Bilder und klasse Stimmungen sowie detaillierte Beschreibung deine Tour. Gut gemacht und ebenso gut dokumentiert. Hat spass die Bilder durchzuschauen.