Nach den eher gemütlichen letzten Tagen sollte es heute endlich wieder einmal etwas sportlicher werden da wir den kaum bekannten Selvili Tepe besteigen wollen. Sogar im Internet auf Türkisch findet man kaum brauchbare Informationen für den höchsten Nordzyprer. Auf einer Karte ist von Lapta her immerhin ein direkter Wanderweg bis zum Strässchen unterhalb des Gipfels eingezeichnet und man erkennt auf dem Satelitenbild einige Pfadspuren. So fuhren wir mit dem Minibus nach Lapta, deckten uns dort mit Essen und Trinken ein und wanderten bis ans obere Ende des Dorfes. Hier trafen wir auf 280m auf eine Infotafel mit abgebildeter Karte und Beschreibung der Natur vom Beşparmak trafen. Der direkte Weg war auf der Infotafel nicht beschrieben denn wir wollten nicht den langen Umweg nehmen den wir als gemütlichen Abstieg planten. So folgten wir einem unbefestigten Fahrsträsschen kurz nach Westen bis man bei genauem Hinsehen ein Saumpfad entdecke welcher direkt bergauf führt. Schon nach den ersten Meter erkannten wir rote Markierungen, also konnten wir nicht wirklich falsch unterwegs sein. In steilen, kurzen Kehren wanderten wir durch lichten Wald bergauf. Nach 150 Höhenmeter Aufstieg über den Bergweg standen wir unter einem Fels wo sich der Weg verzweigte. Wich machten eine kleine Pause und ich schaute mir die linke Variante an. Dort erkannte ich weiter oben wieder eine Markierung und so stiegen wir nach der Trinkpause weiter durch den Zypressenwald. Wir trafen aber bald auf einen Geröllhang wo sich der Weg verlor. Da wir keinen Weg mehr fanden stiegen wir über die Geröllhalde und später durch steilen Wald zur grossen Felsbarriere auf. Hier erkannte ich dass man die Felsstufe nach rechts über einen rampenartigen Aufschwung überwinden kann. Oberhalb der Rampe standen wir an einem steilen Aufschwung mit mit zahlreichen felsigen Stufen. Für André war es das erste Mal, dass er sich in weglosem, alpinem Gelände bewegt. Er meisterte die Kraxelei bestens, denn er war so schlau die Wanderschuhe mit in Urlaub zu nehmen. Ich war dagegen mit Turnschuhen unterwegs die zwar auf trockenem Fels guten Halt boten doch an feuchten Stellen rutschte ich schon im Gelände herum. So kam es wie es kommen musste und ich purzelte bei einem Tritt ins Moos etwa 1½ Meter herunter und landete unsanft auf einer Steinplatte. Mit etwas mehr Vorsicht und einem Zwicken am Oberschenkel wegen der harten Landung stiegen wir weiter wo sich nun das Gelände auf 700m Höhe zurücklegte. Hier erkannten wir das Fahrsträsschen das nördlich des Gipfels den Selvili Tepe passiert. Das Strässchen erreichten wir vor einer Kehre auf 840m wo wir kurz rasteten. Die anspruchsvolleren Stellen am Berg hatten wir hinter uns und André war froh, nun nicht mehr herumkraxeln zu müssen. Gespannt wanderten wir dem Strässchen entlang nach Osten bis zu einer Abzweigung von der ein Asphaltweg auf den Gipfel führen würde. Da aber der Gipfelbereich Sperrgebiet ist, worauf man an bei der Abzweigung sogar deutschsprachig auf einem Schild hingewiesen wird, spazierten wir dem verbotenen Asphaltweg nur kurz zwei Kehren entlang. Im Schutz von Nadelbäumen getarnt schlichen wir uns die obersten 60 Höhenmeter weglos von der Ostseite zum Gipfel. Dabei wurden wir von einem grossen Militärhelikopter überrascht der in geringer Höhe entlang des Beşparmak-Kammes flog. Um nicht gerade entdeckt zu werden, versteckten wir uns knapp unterhalb des Gipfels unter einer Aleppo-Kiefer. Als die Luft wieder rein war stürmten wir Leise auf den Gipfel gleich neben einer der mächtigen Funkantennen. Nach einigen Fotos stiegen wir gleich wieder ab und konnten uns ausserhalb der Sperrzone bei der Abzweigung die Hände nach der gelungenen Besteigung à la James Bond schütteln. Nun wollten wir über den offiziellen, aber langen Weg zurück nach Lapta wandern. Schon bald kam jedoch ein Kleinlastwagen eines Bauern vorbei der uns einige Kilometer weit mitnahm. So mussten wir nicht auf der Teerstrasse laufen und er fuhr sogar knapp einen Kilometer die holprige Naturstrasse hinunter welche direkt am Ausgangspunkt bei der Infotafel endet. Der Rückweg war landschaftlich sehr schön doch er zog sich in die Länge. Zum Schluss verliefen wir uns noch in Lapta. Als uns ein Bus in der Nähe der Küstenstrasse nach Girne auflas, hatten wir sicher nochmals zwei Extrakilometer zurück gelegt. In Girne genossen wir erstmals ein verdientes Bier am Hafen und liessen den erfolgreichen Tag am Abend bei einem feinen Essen ausklingen.
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